Fotograf Scott Schuhman ist der unumstrittene Vater aller Street Style Blogs. Zusammen mit Braun haben wir den 48 jährigen während der Londoner Design Week getroffen und mit ihm über den Wandel der Street Style Branche und seinem Dasein als Testimonial gesprochen.
Scott Schuhman im Interview
Scott, dein Blog „THE SARTORIALIST“ ist nicht nur für mich ein große Inspiration sondern auch für viel modeinteressierte Menschen weltweit. Du warst damals einer der ersten, der den Begriff “Street Style Blog” geprägt hat. Wie hat sich die Street Style Szene seitdem entwickelt?
Es gab zu Beginn nicht wirklich viele Fotografen, die sich auf Street Styles fokussiert haben. Ausser mir waren da noch Bill Cunningham, der sich ausschließlich auf New York und Paris konzentrierte, und einige japanische Fotografen. Die wurden meist jedoch von einem Redakteur begleitet, der ihnen sagte was und wen sie fotografieren sollten. Da blieb dann nicht viel Raum für Kreativität.
Während deine Arbeit bist du immer sehr bedacht. Man könnte fast schon meinen du versteckst dich hinter den anderen Fotografen, um in Ruhe nach dem perfekten Shot und dem perfektem Moment zu suchen. Liegt in genau dieser Ruhe dein Geheimnis?
Wahrscheinlich! Ich versuche stets meine Augen offen zu halten und lasse mich dabei ungern ablenken. Was mich dabei vom Rest der Fotografen unterscheidet ist der Fakt, dass ich mich beim Fotografieren nicht nur auf die Kleidung konzentriere.
#Beardgame strong - Männer mit Bart auf The Sartorialist
Quelle: thesartorialist.com
Das heißt dir geht es viel mehr um Personality?
Ja, ich shoote keine Brands, sondern die Menschen darin. Jeder hat ein gewissen Gefühl wenn er sich kleidet. Sei es sexy, klassisch oder cool. Genau dieses Gefühl fange ich mit der Kamera ein. Das hat dann auch viel mit Interaktion, einem bestimmten Gesichtsausdruck und der Art und Weise wie sich die Menschen bewegen, zu tun.
Das klingt fast schon nach Poesie. Wie würdest du in diesem Zusammenhang Schönheit definieren?
Das ist schwierig zu beschreiben, weil Schönheit so vielseitig ist. Es gibt sogar mehrere Definition von Schönheit, genauso wie es viele Arte gibt sie mit der Kamera einzufangen.
Reden wir kurz über eine Street Style Ikone, die du auch schon einige Male vor der Linse hattest: Nick Wooster, soweit ich weiß auch ein guter Freund von dir. In meinem letzten Interview mit ihm, verriet er mir, dass sein Look ohne Grooming und die perfekte Frisur nicht komplett wäre. Stimmst du ihm da zu?
Für Nick trifft das voll und ganz zu! Sein Gesicht, sein Bart und seine Haare sind sein Markenzeichen. Für mich ist das weniger relevant. Ich fühle mich mit kurzen Haaren am wohlsten und benötige da definitive weniger Pflege als er. Das gleich gilt für meinen Bart.
Scott Schuhman's Mogenroutine mit BRAUN
Genau wie Nick ist die Marke „Scott Schuhman“ auch ein fester Bestandteil der modischen Lifestyle Szene. Wann hast du eigentlich realisiert, dass du es mit deinen Fotos so weit gebracht hast?
Einerseits ist die Anzahl der Street Style Fotografen in den letzten Jahren förmlich explodiert. Das freut mich natürlich, weil ich viele Menschen dazu bewegen konnte das zu tun was ich mache. Andererseits sind die Seitenaufrufe auf meiner Seite irgendwann einfach so hoch gewesen, dass ich erahnen konnte, was das bedeutete. Realisiert habe ich es endgültig nachdem ich anfing Bücher mit meinen Fotos herauszubringen und mich bei den Signings wahre Menschenmassen erwarteten.
Das erstaunliche ist, dass du weder auf deinem Blog noch in deinen Büchern wenig bis gar nichts über deine Erfahrungen schreibst. Hat das einen bestimmten Grund?
Ich habe mich schon immer auf die Sprache der Bilder konzentriert, weil sie ganz einfach auf der ganzen Welt verstanden werden kann. Manchmal glaube ich sogar, dass wir dass wir wieder in einem Hieroglyphen-Zeitalter angekommen sind. Mit Hilfe von Instagram, Tumbl, Emojis usw. machen wir ja schließlich nichts anderes als mit Bildern zu kommunizieren.
Neben deinen Tätigkeiten als Fotograf und Autor bist du mittlerweile auch ein ziemlich gefragtes Testimonial: Braun, Porsche, Nespresso… Die Liste ist lang. Wie gehst du mit diesem Hype um?
Ich hatte nie wirklich ein großes Problem damit. Ich liebe meinen Job und darf mit Marken zusammen arbeiten, hinter deren Produkte ich stehe. Außerdem kann ich mir somit ganz einfach meine Trips um die Welt finanzieren. Fuer die Pariser oder Mailänder Fashion Week werde ich selbstverständlich bezahlt, doch meine Foto-Reisen nach Peru oder Indien zahle ich aus eigener Tasche. Vielleicht ändert sich das ja auch irgendwann (lacht).
In freundlicher Zusammenarbeit mit Braun