Kosmetikhersteller Axe launcht sein eigenes Magazin und setzt damit entgegen dem Mainstream auf Einzigartigkeit. Das Gesicht der damit verbundenen Kampagne „Find Your Magic!“ ist der US-Amerikaner Shaun Ross. Ein Typ, der individueller kaum sein könnte.
Shaun Ross im Interview
Er ist groß, blond und eines der erfolgreichsten männlichen Models der Welt: Shaun Ross. Wir haben den 25-jährigen beim Launch des neuen X Magazins im Soho Berlin zum Interview getroffen und mit ihm über seine grossen Erfolge als Albino-Model gesprochen; außerdem haben wir erfahren, wie er mit dem Anderssein umgeht, philosophierten über gesellschaftliche Akzeptanz und den modernen Mann.
Du bist ein Kind aus der Bronx. Ist das so hart wie es klingt?
Ehrlich gesagt war es wie überall anders auch. Klar wurde ich viel gemobbt aber das wurden wir damals irgendwie alle. Von daher war es nur halb so schlimm. Außerdem hatte ich immer starken Rückhalt von meinen Eltern, vor allem zu meiner Mum.
War sie diejenige, die dich zum Modeln animiert hat.? Sie war ja selbst jahrelang als Model aktiv.
Ja sie war sogar richtig gut und hat damals für große Namen wie Betty Johnson gearbeitet. Von ihr habe ich einige verrückte Seiten geerbt, aber auch wie man lernt sich richtig zu präsentieren. Sie war auch diejenige, die mir immer wieder eingetrichtert hat trotz meines Aussehens selbstbewusst zu sein.
Stimmt es eigentlich, dass du aus einem fahrenden Auto heraus geboren wurdest und deshalb den Spitznamen “Nissan” hast.
Ja, ist doch ganz cool nach einem Auto benannt zu werden! (lacht) Im japanischen bedeutet das übrigens Sonne. Das verrückte ist, dass meine Großmutter schon vor meiner Geburt einen Traum hatte, in dem sie einen Enkel mit einem goldenen Kopf prophezeite. Genauso ist es ja dann auch passiert. Muss ein doppelter Schock für meine Mutter gewesen sein. Erst das fahrende Auto und dann noch ich mit goldenen Haaren! (lacht)
Hattest du außer deiner Mum noch andere Vorbilder in deinen jungen Jahren?
Nein, nicht wirklich! Dafür war ich einfach viel zu anders! Wenn andere Kids gesagt haben sie wollen der nächste Michael Jordan oder Tupac werden, wusste ich dass das für mich nicht zutrifft. Ich lasse mich heute wie damals viel lieber von Menschen aus dem alltäglichen Leben inspirieren.
Du bist jetzt mittlerweile schon fast zehn Jahre als Model aktiv. Wie hat sich das Business deiner Meinung nach in den ganzen Jahre verändert?
Es hat sich extreme viel geändert. Mode und das Modeln ist heute für jeden leicht zugänglich. Denn irgendwie ist ja heut sowieso fast alles “fashionable. Das hat natürlich Vor- und Nachteile.
Und die wären?
Das heut fast kein Unterschied mehr zwischen Amateur und Profi gemacht wird. Nehmen wir einfach dich als Beispiel: Ich mag deinen Style! Und du bist ein guter Beweis dafür, dass heute auch coole Leute Interviews führen, sich auskennen und sagen was abgeht. Früher gab es so etwas nicht, da wurde alles von oben herab diktiert. Heute hat jeder Zugang zu allem und kann das tun was ihn glücklich macht. Das ist sehr positiv!
Was wäre dann die negative Seite?
Negativ sind in diesem Fall all die jungen Leute, die für irgendwelche Magazine schreiben und sich nicht einmal richtig auskennen. Genau diese Leuten kapieren den Wert von Mode nicht und sind auch nicht bereit sich weiter zu bilden, weil sie glauben alles besser zu wissen. Das ist ganz klar die Kehrseite.
Und was hat sich in der ganzen Zeit für dich persönlich als Model geändert? Ich kann mir vorstellen wie schwierig es am Anfang für dich war und der Name Shaun Ross in erster Linier mit deiner Krankheit verbunden wurde.
Das stimmt! Aber ich glaube ich habe meinen Teil dazu beigetragen, dass die Modebranche sich geöffnet hat und Leute wie mich, die einfach anders sind, reingelassen hat. Es haben aber auch schon Leute vor mir eine Lanze gebrochen: Naomie Campbell, Tyra Banks, Tyson Belford oder Kate Moss – Sie waren die ersten Models, die super „edgy“ waren und genau deshalb Erfolg hatten. Sie haben den Grundstein gelegt.
Ich erinnere mich an ein Zitat von dir, in dem du mal gesagt hast, dass es wichtig ist zu seiner Meinung zu stehen um etwas bewegen zu können. Ist das dein Geheimrezept?
Klar. Genau das ist es ja! All die Models, die ich gerade aufgezählt habe, und ich haben genau das gemeinsam. Wir sind eisern, stehen zu dem was wir tun und lassen uns nicht unterkriegen. Nur so kann man gesellschaftlich etwas verändern und Leute zum Nachdenken animieren.
Ist vielleicht auch genau das ein Grund warum du den Job als Axe Testimonial angenommen hast?
Ja, auch wenn Axe anfangs für mich nur ein Bodyspray für Kids war, die kein Bock hatten zu duschen (lacht). Nein, ganz im Ernst, Axe hat ein konkrete Vorstellung vom modernen Mann und die gefällt mir. Sie fördern Leute die anders, mutig, selbstbewusst und individuell sind. Genau dafür stehe ich ja auch. Und wenn wir ehrlich sind ist das Bild des Mannes mit Sixpack und glatt rasierter Brust eh schon längst überholt.
Lass uns abschließend noch kurz über den neuen Slogan von Axe reden. Er heißt “Find your Magic”. Welche Bedeutung hat diese Aussage für dich?
Ganz einfach: Jeder sollte das finden was ihn glücklich macht. Etwas, das einem den Drive gibt jeden Morgen aufzustehen und Gas zu geben. Das ist für mich die Magie des Lebens.
Fotos: Constant Evolution