Noah Becker im Interview
Im Rampenlicht großer Namen aufzuwachsen ist kein leichtes Unterfangen. Noah Becker, ältester Spross von Tennis-Legende Boris Becker, kann davon ein Lied singen – Vergleiche hier, Anfeindungen da! Die volle Bandbreite medialer Denunziation bekam der 23 jährige vor einigen Wochen ab, als nicht nur sein letzter TV-Auftritt, sondern auch er als lustlos und unerzogen beschimpft wurde. Reagiert hat er darauf nicht. Zurecht! Denn wo Headliner und klassische „Gala“-, „Bunte“- oder „Focus“-Journalisten eine Story suchen, finden sie sie schließlich auch. Der Mensch Noah Becker rückt dabei in den Hintegrund und wird vor lauter Klatsch-Bullshit vor die Wahl gestellt: Verwöhnter Nachwuchs oder aufsäßiger Rebell? Dass letztendlich keines dieser beiden Attribute auf ihn zutrifft, versteht man spätestens nach einem Gespräch mit dem Mann, der dem durchschnittlichem Assi-TV-Zuschauer eigentlich nur das gegeben hat, was er will: Eine gute Show.
Im Rahmen einer anderen Show habe ich Noah Becker Mitte September in Frankfurt getroffen. Während dort Aston Martin seinen neusten Flitzer präsentierte und Hackett London als Partner modischen Support lieferte, haben wir uns nach ausgiebigem Dinner zu später Stunde unterhalten. Erschreckend ehrlich ging es dabei um Selbstverwirklichung, Musik und seinen unkompliziert coolen Style.
Noah, du hast den Großteil deiner Jugend in den USA verbracht. Wo bist du mittlerweile zu Hause?
Ich verbringe den Großteil meiner Zeit in Berlin und bin dort meistens im Studio, um mich kreativ auszutoben. Die Leute mit denen ich mich dort umgebe sind mittlerweile wie meine zweite Familie.
Zusammen habt ihr ja auch die Band „Bakery“ gegründet, in der du der Bassist bist. Zusätzlich malst du auch. Was hat dich bewogen dein Leben voll und ganz der Kunst und Musik zu widmen.
Das Ganze hat vor einigen Jahren mit einem Tripp nach Sierra Leona begonnen. Ich war damals dort um einer Freundin bei einem Projekt zu helfen. Ich war überrascht wie happy die Menschen dort waren, obwohl sie wenig bis gar nichts zur Verfügung hatten. Das hat mich definitiv bewogen meine eigene Einstellung zu überdenken, auf vieles zu verzichten und mein Leben zu ändern.
Klingt ganz als ob das einer der Gründe ist, warum du entgegen vieler „Celebrity-Kinder“ in Sachen Social Media eher zurückhaltend bist. Auf Instagram erfährt man beispielsweise wenig über dein Leben. Ist das ein bewusster Move von dir?
Naja, zum einem bin ich bis vor kurzem noch mit einem kaputten iPhone 5 rumgelaufen. (lacht). Zum anderen halte ich nicht viel davon zu zeigen was man hat. Ich will einfach nur mit beiden Händen anpacken und etwas kreieren auf das ich stolz sein kann. Ich habe dazu auch ein neues persönliches Motto entwickelt: „PMA – Personal Mental Attitude.“
Und das heißt?
Stets positiv zu sein! Ich habe in der Vergangenheit eine Menge Zeit mit belanglosen Interessen verloren und mich immer wieder dabei erwischt unzufrieden mit verschiedenen Dingen zu sein. Das raubt Kraft. Prinzipiell denke ich sowieso, dass unsere Kultur und Gesellschaft wieder mehr Leute braucht, die sich organisch und natürlich connecten und nicht bei jeder Gelegenheit haten und über einander herziehen.
Wie meisterst du den Spagat zwischen deinem bodenständigen Leben in Berlin und solchen Events wie diesem hier?
Ich lebe irgendwie in zwei verschiedenen Welten. Einmal ist da dieses Undercover-Ding in Berlin, bei dem jeder Mensch gleich viel wert ist, und dann sind da diese Events oder Auftritte, die natürlich eine ganz andere Welt sind. Zum Glück kann ich diese zwei Welten momentan sehr gut balancieren, auch wenn es einem manchmal schwer fällt sich sich dabei selbst zu leiden. Im Endeffekt versuche ich einfach die beste Version meiner selbst zu sein – für mich und meinen Bruder. Ich will, dass er ein guter Mensch wird!
Dein Bruder ist ja mittlerweile ein echter Styler geworden. Bist du auch in Sachen Mode ein Vorbild für ihn?
Mein Bruder ist ein echter Fashion-Typ geworden. Seinen guten Style hat er sich selber angeeignet, nur dauert es bei ihm immer so lange bis er morgens fertig ist. Ich bin da etwas unkomplizierter. Wenn ich ins Studio gehe ziehe ich meistens einen Jumpsuit an. Der kann dann auch ruhig dreckig werden.
Wie würdest du deinen eigene Style-Evolution beschreiben? Ein paar interessante Phasen hast du ja schon hinter dir.
Absolut! Anfangs hatte ich diese „Schickimicki“ Phase, in der man Dolce & Gabbana und Louis Vuitton richtig geil findet und diese scheiß Gürtel trägt. Das hat sich ziemlich schnell geändert als ich nach Berlin gezogen bin und mein eigenes Geld verdienen musste. Heute trage ich prinzipiell einfach das worauf ich Bock habe. Obwohl ich in Zukunft gerne wieder mehr Anzüge tragen möchte. Aber auf meine Art: Mit abgefuckten Schuhen und so.
Gibt es heute irgendwelche interessanten Kleiderstücke in deinem Schrank, auf die du besonders stolz bist?
Ja, mein Lieblingskleidungsstück ist ein altes Calvin Klein Shirt von meinem Papa. Er hat zwar schon ein paar Löcher, aber ist immer noch super cool! Außerdem habe ich ein Aufwärmshirt von Dwayne Wade, das ich von ihm bekommen habe, als er noch bei den Miami Heat gespielt hat. Ich trage es während unseren Shows.
Eines deiner Merkmale sind deine Haare. Wann hast du angefangen sie wachsen zu lassen?
Ich lasse sie seit ca. Zwei Jahren wieder wachen. Meine Ex-Freundin hat sie mir damals aus Wut im Schlaf abgeschnitten. Als ich am nächsten Morgen wach geworden bin, habe ich echt geheult wie ein Schlosshund. Als sie dann wieder länger wurden, habe ich angefangen sie zu dreaden.
Magst du uns verraten wie diese Ex-Freundin hieß? War sie zufällig mit Lenny Kravitz verwandt?
Das darf ich jetzt leider nicht sagen. (lacht)
Hast du ihr verziehen?
Sicher doch! Getreu meinem neuen „PMA“ – Motto musste ich das ja wohl oder übel. (lacht)
Fotos: Constant Evolution, Instagram