600 Euro Kapuzenpullover! Wie teuer darf Mode sein?

600 Euro Kapuzenpullover! Wie teuer darf Mode sein?

Gibt es einen fairen Preis für Mode?

Ok ich geb’s zu: Ein Sweater in der Preisklasse einer Monatsmiete zu tragen ist kein Muss: Im Gegenteil, es ist Luxus. Ein Luxus, den ich mir persönlich maximal im Sale leiste oder den ich dank meines Jobs als Werbegeschenk erhalte. So und nicht anders setzen sich in meinem Fall Outfits wie dieses zusammen. Vor allem der Raf Simons Hoodie, ein Schnäppchen aus dem Berliner The Store, und die Off-White Schuhe aus dem vorweihnachtlichen Sale im Berliner Kadewe sind bei einem addiertem Originalpreis von fast 1100 Euro Anlass für die Frage, wann Preise in der Modeindustrie gerechtfertigt sind und ab wann nicht mehr. Wie teuer darf Mode also sein? Eine Frage, die ich oft gestellt bekomme und dessen Antwort vor allem Menschen außerhalb der Modeindustrie nicht immer verstehen.

Fashion Blogger Jean-Claude Mpassy from New Kiss on the Blog

Auf der Suche nach begründeten Erklärungen spielen beim Preis von Mode vor allem folgende Faktoren eine Rolle: Qualität, Nachhaltigkeit, Exklusivität und Nachfrage. Faktoren, wie wir sie auch aus anderen Branchen kennen, beispielsweise aus der Nahrungsmittelbranche oder der Möbelindustrie. Wer hier ein gutes, saftiges Rinder-Steak verzehren will, auf gesunde Ernährung achtet oder bei der Einrichtung der vier Wände auf Ikea verzichtet, ist sich im klaren, dass er oder sie diese Standards zu Low-Budget- und Einstiegspreisen nicht bekommt. Ein Denken, welches in der Modeindustrie leider noch nicht ausgereift ist, denn wer gibt schon gerne mehr als 80 Euro für eine Hose aus? Geschweige denn mehr als 25 Euro für ein Shirt? Das Leiden der Modeindustrie durch dieses gesellschaftliche Denken ist spürbar und lässt sich wie immer nur durch Aufklärung lindern. Ein Auftrag, der mir am Herzen liegt und die oben genannten Faktoren als Schlüsselelemente hat.

Get the Look
1. Qualität

Gute, lang haltende Materialien und saubere Verarbeitungen haben ihren Preis. So auch in der Mode. Reine Produktionskosten von EUR 12,- bis EUR 14,- bei einer Jeans von Strellson (faires Preissegment) belegen das. Addiert man dazu die Kosten für Logistik, Zölle, Vertieb, Marketingmaßnahmen, Verkauf, Research, Design usw. kann eine Jeans im Verkauf logischerweise nicht weniger als EUR 100,- kosten. Wer also darauf pocht, dass seine Kleidung mehrere Jahre hält, sollte bereit sein diesen Mindest-Preis in Kauf zu nehmen.

2. Nachhaltigkeit

Der Klimawandel zieht auch an der Modeindustrie nicht spurlos vorbei. Innovative Labels wie Patagonia produzieren heute so umweltfreundlich wie nur möglich. Das bedeutet beispielsweise Wasser zu sparen, wiederverwendbare Materialien zu benutzen und moderne Verfahren (Lasertechnologie, künstliche Daunen) zu entwickeln. Diese umweltschonenden Prozesse kosten mehr als die herkömmlichen Methoden und wirken sich somit auf den Preis von Kleidung aus.

3. Exklusivität

Ja, auch Exklusivität hat ihren Preis. Ein Faktor, der vor allem in High-Fashion Kreisen oft zur Geltung kommt. Wer in limitierte Teile investiert, kauft sich gleichzeitig auch ein Stück Individualität. Denn jemanden im gleichen Zwirn zu finden ist unwahrscheinlich. Dass ein Produktion bei limitierten und somit geringeren Stückzahlen mehr kostet als eine Großbestellung, sollte ebenfalls einleuchtend sein

4. Nachfrage

Es ist wahrscheinlich einer der ältesten Tricks des Kapitalismus: Hohe Nachfrage = Hoher Preis. Eine Aktion, die wie in anderen Branchen auch in der Modeindustrie funktioniert. Vor allem in gehypten Streetwear-Zeiten. Schreit ein Artikel oder eine Kollektion schon vor dem Release nach Ausverkauf, wird der Preis im Vorfeld schon angehoben. Für den Kunden nicht immer erfreulich, jedoch auch unternehmerischer Sicht der Labels ein normaler Schachzug, den man vor allem bei Hgih-Fashion Labels wie Balenciaga, Off-White oder Vetements des Öfteren sieht.

Raf Simons street style during Paris Fashion Week Men's
Welche Preise sind fair?

Doch wie teuer darf Mode nun sein? Subjektiv gesehen sind hier die Grenzen nach oben offen. Wer Luxus will, gönnt ihn sich. Überlegungen über die Berechtigung des Preises sind hier schließlich nebensächlich. Da diese Gruppierung von Rich Kids und Großverdienern jedoch die Ausnahme ist, sollte die Folgende Liste Abhilfe schaffen. In ihr finden sich Preisempfehlungen, die am Ende des Tages eingehalten werden können oder auch nicht. Einen gesunden Richtwert geben sie jedoch allemal.

  • € 120 – € 180 Jeans/Hosen
  • € 150 – € 300 Schuhe
  • € 400 – € 550 Anzüge
  • € 400 – € 600 Lederjacken
  • € 300 – € 450 Jacken
  • € 120 – € 190 Hoodies

Mehr Fashion News gibt’s hier.

AUTOR

Jean-Claude Mpassy

Alle Beiträge von: Jean-Claude Mpassy