Streetwear ist der neue Standard.
Vieles hat sich in der Mode über die letzten zwei Jahrzehnte geändert. Eine Zeitspanne in der ich zumindest die letzten zehn Jahre als Mode-Liebhaber, -Blogger und -Journalist den Einzug von Streetwear in die heiligen Häuser etablierter High Fashion Marken miterleben durfte. Es ist ein Wandel, der High Fashion und Streetwear zusammenführt und somit Grenzen und ehemals etablierte Regeln bricht. Prägend ist er für mich und meine Generation allemal. Mit der Hip Hop-, Rock- und Skater-Szene steigen somit die einstigen Subkulturen unserer Jugend in den Mode-Olymp auf und vertreten dabei mit Labels wie Palm Angels, Stussy, Vetements oder Supreme vor allem eines: Ein klares Statement.
Jacke: Only the Blind | Sonnenbrille: Andy Wolf | Cap: Diessel
Die Kernaussagen dieser Statements können dabei vieles sein. Politisch, sozial oder einfach nur kreativ. Kreativ? Ganz genau! Denn als Vertreter der Generation Self-Made sind Selbstverwirklichung und das sprichwörtliche „Schicksal in der Hand“ prägend für uns. Wir brechen Konventionen und haben den Status Quo vom erfolgreichem Business Mann im Anzug spätestens mit Mark Zuckerberg und seinen 5-Dollar Sandalen gebrochen. Doch wo führt er hin dieser Weg? Bricht bald schon eine modische Anarchie aus? Wohl kaum. Auch wenn Berufsfelder mit klassischem Dress-Code immer rarer werden, befindet sich der Streetwear-Kult (noch) in wohl überwachter Obhut.
Shirt: Daily Paper
Get the Look
Wie dieser Mix aus High Fashion und Streetwear aussieht, sehen wir Saison für Saison auf den Laufstegen in Milan, Paris und New York. Sneakers, Sweatpants oder Bomberjacken sind dort schon lange keine Seltenheit mehr. Erheblich Anteil daran haben vor allem Nischen-Designer wie Raf Simons, der mit seiner Arbeit der letzten 23 Jahre den Weg für die heutigen Stars der Szene geebnet hat. Dazu gehören allen voran Virgil Abloh und Demna Gvasalia, die aktuell ihre Fähigkeiten in die Dienste der einst konservativen Fashion-Häuser von Louis Vuitton und Balenciaga stellen.
Hemd & Hose: Tiger of Sweden | Schuhe: Gucci
Für Verbraucher, Käufer und Modeliebhaber wie mich bedeutet das, dass einst mutige Looks und Kombinationen mainstream werden oder bereits geworden sind. Die Kernelemente von High Fashion und Streetwear verschwimmen und machen ein Profiling an Hand der Kleidung schier unmöglich. Denn was mit klassische Anzugshosen und Sneaker in Kombination begann, wird heute durch Bomberjacken, Kappen oder Ketten ergänzt. Zusätzlich kommen neue Silhouetten ins Spiel, die in Anlehnung an die eingangs erwähnten Subkulturen unserer Jugend ihre Daseinsberechtigung gefunden haben. Was jedoch bleibt, ist der Faktor „Know-How“. Denn auch wenn modisch alles erlaubt zu sein scheint, ist es nach wie vor wichtig zu wissen was erlaubt ist und was nicht. Die Regeln hierfür sind zwar nicht mal so klar definiert wie früher, doch auch im größten modischen Chaos findet sich in Ordnung. Man muss sie nur suchen.