Daily Paper: Mit Tradition und Streetwear zum Erfolg!
Eines ist klar: Wer bei Daily Paper die schnelle modische Nummer sucht, ist fehl am Platz. Denn Mode, Tradition und Kultur werden beim schwerst gehypten Label aus Amsterdam zwingend miteinander verbunden. Und das ganz ohne aufgeprotztes Gelaber oder erfundene Kollektionsthemen. Die drei Gründer beschäftigen sich vielmehr mit dem hier und jetzt und blicken dabei gerne auch mal zurück. Wo die Geschichte von Daily Paper überhaupt angefangen hat und wieso man drauf und dran ist das nächste gr0ße Ding aus Amsterdam zu werden, hat uns Co-Founder Jefferson Osei in Mailand verraten.
Editors note: Jefferson Osei und ich haben uns vor 3 Jahre in London kennengelernt. Modisch geklickt hat es sofort, was zugegebenermaßen auch an meinem Outfit lag. Ein kompletter SS16 Look von… ganz genau: Daily Paper! Seitdem pflegen wir nicht nur regelmäßigen Kontakt, sondern begutachten ebenso die gegenseitigen Entwicklungen.
hr habt mit Daily Paper eine ziemlich rasante Entwicklung hingelegt und sorgt jetzt, mit Blick auf die gewonnen Mainstream-Akzeptanz von Streetwear, für immer mehr Aufsehen innerhalb der Modeindustrie. Wie beurteilst du eure Entwicklung bis dato?
Wir haben eine ziemlich interessante und spannende Entwicklung hinter uns. Als Brand haben wir ja eigentlich nur angefangen, um eine Brücke zwischen Geschichte und zeitgenössischer Mode zu schaffen. Der Fokus lag dabei immer auf Realness und Authentizität, denn wir waren schon immer der Meinung, dass das das Wichtigste ist – egal ob bei den Frauen oder bei den Männern. Das wissen mittlerweile nicht nur unsere Kunden zu schätzen… Ich meine: Schau uns einfach an. Wir kennen uns jetzt schon ein Weilchen und die Leute da draußen verstehen unsere Connection, sobald sie dich in unseren Klamotten sehen.
Ein Ansatz, den ihr wahrscheinlich auch eurer Vergangenheit verdankt. Ihr seid ja ursprünglich irgendwann einmal als reiner Blog gestartet. Hilft euch das damals erlange Wissen, rund um die Online- und Social-Media Welt?
Definitiv! Der Blog hat uns ja im Vorfeld schon ein riesiges, organisches Netzwerk beschert. Und das nicht nur online, auch offline. Im Nachhinein sind dann Leute irgendwann zu uns gekommen und wollten etwas greifbares von uns haben. Also haben wir eine kleine Daily Paper Kollektion aus 5 T-Shirts für unsere Follower produziert. Das hat dann erstes Aufsehen erregt.
Hattet ihr also einfach nur Glück oder bist du der Überzeugung, dass solche Community gepushten Aktionen, gepaart mit Authentizität der Schlüssel zum Erfolg sind?
Auf jeden Fall! Es ist immer gut eine solide Community im Hintergrund zu haben. Das vereinfacht vielen und ist die beste Basis für jede Brand, sich Schritt für Schritt einen Namen zu machen.
Ihr nutzt eure Community ja auch, um auf einige wichtige Themen aufmerksam zu machen: Gleichberechtigung, Diversity, Freiheit… Habt ihr neben all diesen zeitaktuellen Themen auch einen Hauptfokus? So etwas wie ein übergeordnetes Ziel?
Als Marke versuchen wir stetig die Wahrnehmung der afrikanischen Kulturen in der westlichen Zivilisation zu ändern. Denn die ist meistens leider in erster Linie immer noch mit Missständen und Armut verbunden. Dabei vergessen wir, dass es eigentlich eine Vielzahl von Gemeinsamkeiten gibt. Skate-, Graffiti- oder Surfkulturen sind beispielsweise in Ländern wie Nigeria, Südafrika, Ghana oder Marokko ein Riesenthema, nur weiß es leider niemand. Und genau da setzen wir mit unserer Mode und den damit verbundenen Visuals an. Es ist also eine ziemlich konkrete Vision, die uns dann auch die Freiheit gibt, den Fokus auf andere globale Themen zu legen.
Wie beispielsweise die Überwachung und das Abhören unserer Privatsphäre. Ein Thema, das ihr mit eurer aktuellen Spring/Summer Kollektion in Angriff nehmt. Erklär uns etwas genauer worum es dabei geht.
Im Prinzip dreht sich die komplette Kampagne um die Frage, wie Afrika die vierte industrielle Revolution, in der wir uns aktuell befinden, meistert. Es geht um Themen wie das Hacken unserer Mobiltelefone, Informationsüberlastungen oder Cyber-Vigilantismus. Wie vielen andere haben wir realisiert, wie wertvoll, aber auch wie verwundbar unsere Daten geworden sind. Eine Gratwanderung, die übrigens auch für uns selbst gilt. Also sollten wir schnellstens einen Weg finden, um das digitale Zeitalter zu meistern, bevor es uns irgendwann komplett fertig macht.
Die komplette Kampagne zu diesem Thema wurde in Südafrika fotografiert. Beim Blick auf einzelne Teile, könnte man meinen ihr habt euch stark von euren Anfängen inspirieren lassen. Ist das Zufall oder habt ihr euch bewusst ein wenig zurück versetzt?
Das ist kein Zufall. Wir kehren gerne zu unseren Wurzeln zurück. Aber zeitgleich suchen wir auch immer wieder nach neuen Interpretationsmöglichkeiten. Dieses Mal wollten wir einfach eine einzigartige Energie erzeugen, die sowohl zur DNA von Daily Paper passt, sich aber auch mit den kräftigen Grafiken des Tech-Zeitalters innerhalb von Afrika vereinbaren lässt. Dafür haben wir verschiedenste Visuals auf unterschiedliche Silhouetten und Stoffe gezeichnet. Das ganze soll tragbar sein, aber auch die Ästhetik der Zukunft repräsentieren.
Eine Ästhetik, die nach wie vor für jeden leitbar ist, während ganz nebenbei eure Kundschaft immer weiter wächst. Sieht du da zukünftig Schwierigkeiten was die Balance zwischen Qualität und Quantität angeht?
Für uns gilt immer Qualität vor Quantität. Denn meistert man eines, folgt das andere automatisch. Wobei es da nicht immer nur um Preistabellen oder Geld geht. Ich meine, wie anfangs schon erwähnt, Daily Paper hat mit 5 simplen, bunten T-Shirts angefangen. Und das zu einer Zeit, in der Oberteile mit Prints alles ander als cool waren. Damals, so 2012, war eigentlich alles „All Black Everything“! Aber die Leute haben es gefeiert und waren teilweise sogar richtig froh, endlich mal wieder etwas anderes zu sehen. Spätestens als wir dann unser ersten Hypebeast-Feature bekamen, wussten wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Was ich also sagen will: Es braucht nicht viel. Wir hatten ja quasi nur eine Mini-Kollektion, aber sie war gut! Sie war anders!
Hast du eine Idee wo euch diese Qualität eines Tages noch überall hinführen könnte?
Wir wollen auf jeden Fall weiter organisch wachsen und uns irgendwann einmal in der Top-Nische des zeitgenössischen Modesegments verankern. Dabei wollen wir jedoch unsere Herkunft nicht vergessen und uns treu bleiben. Denn darum geht es bei Daily Paper: Wir würden niemals Dinge versuchen zu denen wir nicht fähig sind. Wir kennen unsere Stärken und haben somit den Schlüssel zum Erfolg selbst in der Hand.